Erfolgreich sein: lieber spontan in die Karibik fliegen oder 15 Minuten Zeit in der Obst- und Gemüseabteilung bei Kaufland verbringen?

Luna Dickmann (Instagram Coach) hatte bei Instagram geteilt, dass sie mit ihrem Unternehmen nicht weiter wachsen will. In ihrem Podcast „selbst und unanständig“ wurde sie von Sandra Holze (Online-Marketing-Expertin) interviewt, die sie fragte, was sie damit meint. Luna erzählt darauf hin, dass sie angefixt war von dem Lifestyle einiger Unternehmer*innen, die spontan in die Karibik fliegen können. Luna hat dann angefangen so etwas aufzubauen und gemerkt, dass es für sie keinen Mehrwert hat. Das es für sie erfüllender ist, wenn sie unter der Woche länger schlafen kann, Zeit hat gemütlich einkaufen zu gehen und es sich erlauben zu können, erst mittags mit der Arbeit zu beginnen.

Ich bin dankbar dafür, dass Luna ihre Erfahrung und ihre Perspektive teilt, denn der Karibik-Lifestyle hört sich für viele vielleicht erst mal glamouröser und damit erstrebenswerter an. In unseren kollektiven Erzählungen hat Erfolg fast immer etwas mit viel Geld verdienen zu tun. Natürlich ist Geld verdienen beziehungsweise Geld zur Verfügung haben ungemein wichtig, aber die Höhe des Einkommens sollte nicht der einzige Parameter sein, an dem Erfolg gemessen wird.

Das Beispiel von Luna zeigt, dass sie sich an einem Außen orientiert hat, das für sie gar nicht erstrebenswert war. Für sie ist Zeit beziehungsweise die freie Verfügung über ihre Zeit wichtiger und damit wertvoller, als zu wachsen, damit mehr Geld zu generieren und dann spontan in die Karibik fliegen zu können.

Wir Menschen orientieren uns häufig am Außen, am Leben Anderer, beziehungsweise an dem Ausschnitt ihres Lebens, den wir sehen. So kann sich Neid entwickeln und die Fantasie, dass wir auch ein solches Leben führen möchten.

Wie Lunas Beispiel gezeigt hat, muss das aber gar nicht unbedingt der Fall sein. Jeder Mensch braucht im Grunde eine eigene Definition von Erfolg. Und da der Abgleich mit dem Außen auch weiterhin Bestand haben wird, wünsche ich mir, dass es vielschichtigere Antworten darauf geben wird, wie ein erfolgreiches Leben aussieht.

Der Autor und Rapper Michael ‚Curse‘ Kurt stellt in seinem Buch 199 Fragen an dich selbst folgende Frage: „Denke an deinen Beruf oder deine Karriere: Eignet sich jemand deshalb mehr als Vorbild, weil er oder sie größeren monetären Erfolg hat als du?“ Und ich wünsche mir, dass wir gesellschaftlich dahin kommen, diese Frage als rhetorische Frage zu verstehen, die wir mit Nein beantworten.

Natürlich kann jemand ein großes Vorbild sein, auch wenn er oder sie viel Geld verdient, aber nicht, weil er oder sie viel verdient. Der Vorbild-Charakter sollte meiner Meinung daran gekoppelt sein, was die Person inhaltlich macht, welchen Mehrwert sie bietet und ob sie mit ihrer Tätigkeit zu einer Verbesserung der Welt beitragen möchte, indem sie sich zum Beispiel an den 17 UN Zielen für nachhaltige Entwicklung orientiert.

Bild: unsplash Alexandr Podvalny @freestockpro

Weiter
Weiter

Warum man eine systemische Coachingsitzung eigentlich nicht vorbereiten kann und ich es trotzdem immer tue